Waschpulver Adieu! – Saubere Wäsche mit Kastanien

Waschmittel ist ein klassischer Nebenbei-Artikel. Gefühlt landet bei fast jedem Einkauf irgendeine Form von Pulver- oder Flüssigwaschmittel im Einkaufswagen, einfach weil es sich auch wahnsinnig schnell verbraucht. Waschen ganz ohne Waschmittel – für mich funktioniert das leider nicht. Die Wäsche wird schlicht nicht sauber. In meiner Recherche stieß ich auf den Allrounder Kastanie – wohlgemerkt die klassische Rosskastanie und nicht die ebenfalls recht weit verbreitete Esskastanie.

Die Rosskastanie gehört zur Familie der Seifenbaumgewächse (wie auch die bekannte Waschnuss) und ihre Früchte enthalten sog. Saponine, seifenähnliche Stoffe, die teilweise sogar zur Herstellung von Seifen verwendet werden. Zerkleinert man die Frucht der Kastanie kommt das seifig-schmierige Innere zum Vorschein, mit Wasser angesetzt entwickelt sich ein typischer seifenartiger Geruch und die klassischen „Seifenblasen“ an der Oberfläche. Zu der Zeit als ich mich damit beschäftige, lagen Kastanien quasi überall kostenlos herum, also habe ich schnell meine Mutter rekrutiert und auf ging es zum Kastaniensammeln.

Und so funktioniert die Herstellung des Kastanienwaschmittels:

1. Die Kastanien müssen zerkleinert werden. Dafür kann man einen Hammer benutzen, besser ist aber man verwendet einen leistungsfähigen Mixer. Für meinen musste ich die Kastanien zunächst mit einem Messer in zwei oder vier Stücke schneiden, den Rest hat der Mixer erledigt. Man unterschätzt wie hart Kastanien sind, am besten ist es, wenn man eher kleinere Mengen in den Mixer füllt. Es reicht wenn die Kastanien grob zerkleinert sind, man braucht kein feines Pulver.

2. Um die Kastanienstücke haltbar zu machen, muss man diese trocknen. Manche Leute breiten sie einfach auf Papier aus und lassen sie mehrere Tage in der Sonne liegen. Ich habe sie auf einem Backblech bei 60 Grad Ober-Unterhitze ca 20 Minuten im Backofen getrocknet. Die Angaben variieren sicherlich von Ofen zu Ofen und hängen von der Größe der Kastanienstücke ab. Achtung: Wenn die Kastanienstücke nicht vollkommen trocken sind, fangen sie nach einiger Zeit an zu schimmeln und man hat sich die ganze Mühe des Zerkleiners umsonst gemacht. Beim Trocknen also nicht ungeduldig sein.

3. Die getrockneten Kastanienstücke kann man sehr gut in alten Einmachgläsern aufbewahren.

Zum Waschen geht man so vor:

1. Man nehme etwas weniger als eine Handvoll Kastanienstücke und füllt sie in ein leeres Einmachglas. Ich hab anfangs viel zu viel benutzt, da muss man sich herantasten.

2. Wasser auf die Kastanien geben und das Ganze etwas stehen lassen. Bei meiner Größe der Kastanienstücke warte ich ca 20 Minuten. Die Lösung im Glas wird in dieser Zeit trüber und seifiger. Bei feiner zerkleinerten Stücken muss man weniger lange warten. Bei gröberen Stücken entsprechend länger.

So sieht der Kastaniensud dann ungefähr aus (Achtung unprofessionneller Schnappschuss):

3. Anschließend nehme ich irgend ein Wäschestück (T-Shirt oder Ähnliches) und filtere dadruch den Seifensud in die Waschmittelkammer der Waschmaschine. Das Wäschstück durch das ich gefiltert habe, kommt einfach mit in die Waschmaschine.

4. Wie gewohnt ein Waschprogramm auswählen und auf die gewaschene Wäsche warten. Man kann dieselben Kastanienstücke für mehrere Maschinen Wäsche verwenden. Da ich meistens einen „Waschtag“ veranstalte, fülle ich die abgegossenen Kastanienstücke im Einmachglas einfach wieder mit Wasser auf. Das funktioniert bei mir bis zu 5 Mal (ich kann also den ganzen Tag mit denselben Kastanienstücken waschen). Über Nacht würde ich sie aus hygienischen Grünen nicht stehen lassen.

Manche Menschen schälen die Kastanien vor dem Zerkleinern oder sortieren die dunklen Schalenstücke aus, wegen Bedenken, dass helle Wäsche verfärbt werden könnte. Ich rate dazu hier vorsichtig auszuprobieren wie sich die eigenen Wäsche verhält (no risk – no fun..). Ich habe nichts aussortiert und seit Herbst letzten Jahres keinerlei Verfärbungen an meiner Wäsche festgestellt. Die Wäsche ist nach dem Waschen genauso sauber wie mit herkömmlichen Waschmittel – ohne lästigen künstlichen Waschmittelgeruch. Sie riecht einfach dezent nach sauberer Wäsche. Wenn man die Kastanien selber sammelt ist das Waschmittel kostenlos und ergiebig. Man belastet das Abwasser nicht unnötig mit Tensiden und Chemikalien und es fällt kein Verpackungsmüll an. Für mich ist ausschlaggebend, dass die Wäsche sich wesentlich angenehmer anfühlt und riecht als mit normalmen Waschmittel und ich bin mit der Kastanienwäsche komplett zufrieden.

Preislich sind selbtsgesammelte Kastanien natürlich unschlagbar. Mir sind aufgrund unzureichender Trockung jedoch Teile meines Jahresvorrats verschimmelt. Die einzige Quelle für geschnittene Rosskastanienfrüchte im Internet, die ich bislang gefunden habe, ist hier. Man bekommt dort 1 kg für 12,90 Euro (plus 4,90 Euro Versand innerhalb Deutschlands) und die Kastanienstücke haben exakt die richtige Größe und sind bereits komplett getrocknet.

Das günstigste Waschmittel bei DM liegt bei 2,25 für 20 Waschladungen (11 Cent pro Waschladung) und damit preislich etwa gleichauf mit den Kastanienstücken, wenn man sie kauft, statt sie selbst zu sammeln und sie für mehrere Wäschen benutzt. Wenn man sie sammelt, zahlt man natürlich gar nichts (Stromkosten für das Zerkleinern und Trocknen ausgenommen).

Fragen beantworte ich gerne in den Kommentaren.

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